Die Sicherheit der Patientenversorgung darf nicht zum Spielball von Zentralisierung werden

11.08.2021

Über die Meldung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zur teilweisen Schließung der Bereitschaftspraxen in Kirchen und Altenkirchen war ich überrascht. Ich habe von einer betroffenen medizinischen Fachangestellten davon erfahren. Wir haben erst vor über einem Jahr die Bereitschaftsdienstzentrale von Wissen in den Betzdorfer Bereich verlagern müssen. Dass Kirchen jetzt nachts geschlossen werden soll, ist für mich kritisch zu hinterfragen. Auch das Vorgehen in der Angelegenheit finde ich ärgerlich; offenbar haben die Ärzte ebenfalls erst am Wochenende die Unterlagen erhalten. Für die Arzthelferinnen ist die neue Situation eine große Einschränkung. Sie haben zumeist im Nebenjob bei der KV ihre Dienste vollbracht und verlieren jetzt dadurch einen Teil ihrer Beschäftigung.

Da die Landesregierung die Rechtsaufsicht über die KV hat, werde ich die landesweit beabsichtigte neue Regelung nicht nur juristisch, sondern auch fachlich prüfen lassen. Wir brauchen keine schlechtere Versorgung für die Patienten, sondern eine bessere ! Der aufsuchende fahrende Arzt ist ein guter Ansatz, fraglich ist, ob die derzeit geplante Personalstärke in dem großen Gebiet Westerwald dafür ausreicht.

Sehr wichtig ist mir auch, dass es keinen weiteren Rutschbahn-Effekt von Kirchen nach Hachenburg gibt und der medizinische Standort Kirchen gestärkt statt geschwächt wird. Die Neustrukturierung hat auch zur Folge, dass medizinische Notfälle möglicherweise erst zu spät entdeckt werden, da eine Fahrtzeit von bis zu 40 Minuten bis zur Zentrale nach Hachenburg schwerwiegende Folgen haben kann. Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land dürfen für die KV kein Lippenbekenntnis sein, sondern sind ein gesetzlicher Auftrag.

Ich bin froh, dass das Krankenhaus in Kirchen für die Menschen in unserer Region da ist und die Behandlung wirklicher Notfälle gesichert ist. Die Patienten die z.B. einen chronischen Reizhusten haben können sich dann überlegen, ob sie nach 23.00 Uhr den Bereitschaftsarzt nach Hause bestellen oder ob die Krankheit so akut ist, dass sie ins Krankenhaus gehen müssen. Das Krankenhaus muss sich dann strukturell und personell auf diese Mehrbelastung einstellen. Hier erwarte ich von der KV keine Alleingänge, sondern ein ganzheitliches Denken und eine Beteiligung aller Akteure im Gesundheitswesen, dazu gehören zuvorderst die Krankenhäuser. Hier sind dann kreative Lösungen gefragt, um die unsinnige Sektorentrennung zwischen ambulant und stationär abzuschaffen und auch im Krankenhaus unkompliziert eine ambulante kassenärztliche Behandlung zu ermöglichen und abzurechnen.