Von Wanderwegen bis Windkraft

09.03.2021

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretär Thomas Bareiß und die Vorsitzende der Enquetekommission Tourismus des Landtages, Ellen Demuth (CDU), stellten ihre Ideen für die heimische Region vor.

Betzdorf. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein weites Feld, was der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß und die Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion für Tourismus, Ellen Demuth, auf Einladung des heimischen Landtagsabgeordneten Michael Wäschenbach gemeinsam mit vielen interessierten Chat-Teilnehmern beackerten.

„Wie sieht Tourismus in zehn Jahren aus?“ mit dieser Frage begann Thomas Bareiß seinen einleitenden Impuls und machte zugleich die Herausforderungen deutlich, denen sich die Tourismusbranche bundesweit gegenübersieht. Neben der Tatsache, dass Kleinstaaterei und „Kirchtumsdenken“, wie es Michael Wäschenbach auch für den hiesigen Raum in der Vergangenheit konstatierte, nichts bringe, plädierte er vor allem dafür, die Möglichkeiten zur Vernetzung und großer Zusammenschlüsse sowie digitale Möglichkeiten besser zu nutzen. „Südtirol ist eine der bekanntesten Tourismusregionen in Europa“, führte er als Beispiel an und verwies darauf, dass das vor allem daran liege, dass diese Region jährlich alleine 80 Millionen Euro investiere, um Marketing zu betreiben, wohingegen beispielweise der Schwarzwald nur 8 Millionen ausgebe. Dies habe zur Folge, dass dort im Vergleich weniger Tourismus zu verzeichnen sei. Ebenso ist es wichtig, auch internationale Onlineplattformen zu nutzen, um Gebiete und deren Attraktionen bekannter zu machen und Touristen aus der Welt anzulocken. Ähnlich sieht es Ellen Demuth, die sich vor allem für den hiesigen Raum größere Zusammenschlüsse vorstellen kann. „Rheinland-Pfalz ist sehr stark vom Tourismus abhängig, es ist eine unserer Leitökonomien“, sage sie und lobte beispielsweise die Initiative „Wir Westerwälder“, in der sich die Kreise Altenkirchen, Westerwaldkreis und Neuwied zusammentun, um gemeinsame Konzepte zur Stärkung der Region und Steigerung ihrer Bekanntheit zu entwickeln. Allerdings sieht sie auch Probleme, wie die Überalterung in den Gastronomiebetrieben und die oftmals nur saisonale Auslastung. Als weiteren Punkt führte auch sie die mangelnde Digitalisierung an: „Wenn mal einen halben Tag die Dusche nicht funktioniert, wird das hingenommen, aber wenn für zehn Minuten das W-Lan ausfällt, ist die Empörung groß“, brachte sie zwei der Punkte, die in der Enquete-Kommission für Tourismus diskutiert werden, auf den Punkt. Dennoch habe gerade unsere Region mit ihren zahlreichen Reizen und den riesigen Waldflächen (43%) alle Voraussetzungen für einen naturnahen Urlaub, ein Punkt, den Michael Wäschenbach aufnahm, um darauf hinzuweisen, dass sich auch bei den Radwegen etwas tun müsse und gerade die Reize der Natur hierbei ins Auge gefasst werden sollten. „Wir haben hier eine wunderschöne Landschaft, aber wir schaffen es nicht, vernünftige Radwege zu bauen“, sagte der Abgeordnete und plädierte dafür, Flusstäler und Bergrücken in die Planung aufzunehmen, anstatt weiterhin das Ziel eines Radweges entlang der vielbefahrenen B62 zu verfolgen. Auch Peter Thönig, Tourismusexperte der VG Betzdorf-Gebhardshain, der der Runde beiwohnte, befürwortet den Ausbau von Radwegen. „Hier kann man einiges tun“, sagte er, lobte aber auch die Ausstattung mit Wanderwegen und nannte als herausragendes Beispiel den „Druidensteig“, der von der Freusburg bis nach Hachenburg führe und auf dessen Strecke zahlreiche Attraktionen zu sehen seien. Und noch viele andere Attraktionen hat der Raum zwischen Siegtal und Rhein zu bieten, wie Thomas Bürschel von Messecom deutlich machte. So wird unter der Schirmherrschaft der „Initiative Mittelrhein“ vom 17. bis 20. März eine „reale Messe“ in virtuellem Rahmen stattfinden, zu der sich zahlreiche Teilnehmer von Altenkirchen bis Ahrweiler angemeldet haben. Schlösser und Burgen, aber auch Natur, Wein und Lebensmittel werden diese Messe bereichern, so dass auch hier eine deutliche Werbung für die Schönheiten des Westerwaldes und des Siegtales zu erwarten ist. In Richtung „Belastung für die Bürger“ führte die Frage des JU-Kreisvorsitzenden Justus Brühl, der in der CO2-Steuer eine unverhältnismäßig hohe Belastung der Landbevölkerung sah. Thomas Bareiß stimmte zu, dass die Menschen auf dem Land in der Regel auf das Auto angewiesen sind, dennoch gab der Abgeordnete zu bedenken, dass diese ein „wirksamer Hebel“ sei, um die Klimaziele zu erreichen. Auch bei Windrädern, die von einem Teilnehmer als kontraproduktiv für den Tourismus angesehen wurden, sah er keine Alternative. „Wir müssen uns klar sein, was wir wollen; wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, geht kein Weg an der Windkraft vorbei, aber wir müssen uns überlegen, ob diese auf dem Land oder eher in der Nähe von Städten, wo der Energiebedarf deutlich größer ist, gebaut werden“. Diese Aussage stützte auch Ellen Demuth, die allerdings deutlich machte, dass zunächst noch andere Möglichkeiten genutzt werden sollten: „Wir setzen in unserem Wahlprogramm auf Repowering, das heißt, alte Anlagen werden durch neue ersetzt“. Und als praktisches Beispiel, das dies tatsächlich funktioniert, fügte Michael Wäschenbach an: „In der Region wurde an einem von der Bevölkerung akzeptierten Standort eine sehr große Anlage aufgestellt, die drei kleine ersetzt hat. An solch akzeptierten Standorten sind theoretisch auch mehr Räder denkbar. Wichtig ist, den Strom in einem vernetzten System für windarme Zeiten zu speichern.